Auswirkungen auf den Stromverbrauch
Kritisierende werfen oft die Frage auf, ob der Strom für die vielen Elektro-Fahrzeugen ausreicht und schüren damit Angst vor einem großflächigen Stromausfall (Blackout) – zu Unrecht. Würden von heute auf morgen 1.000.000 zusätzliche Elektro-Fahrzeuge (BEV) lautlos auf unseren Straßen dahinrollen, würde das den Stromverbrauch um gerade einmal 0,5 Prozent (+2,75 TWh) steigern – für die bestehenden Stromnetze und Kraftwerke überhaupt kein Problem.
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Außerdem wird auch viel Energie eingespart, wenn kein Kraftstoff mehr produziert werden muss. Denn dafür werden erhebliche Mengen an Energie (auch Strom) benötigt – allein die Raffination benötigt 1,585 kWh pro Liter bzw. 11 kWh/100 Kilometer (Quelle):
1) Energie für Förderpumpen und Anlagen
2) Energie für Transport zur Raffinerie
3) Energie für Raffination zu Benzin/Diesel
4) Energie für Transport zur Tankstelle
5) Energie für Betrieb der Tankstelle
Ökostrom-Anteil steigt immer weiter an
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne steigt kontinuierlich an. 2018 wurde zum ersten Mal mehr Ökostrom als Kohlestrom produziert.
Aktuell liegt der → Ökostrom-Anteil bei 51 Prozent der Netto-Stromerzeugung. Allein 2020 erhöhte sich die Menge an Ökostrom um 10 TWh – genug Strom für mehr als 3 Millionen Elektrofahrzeuge.
Zeitgleich wurden knapp 67 TWh Strom ins Ausland → exportiert, der auch zum zeitgesteuerten Laden von Elektrofahrzeugen genutzt werden könnte.
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Tatsächlich ist es nur in wenigen Fälle überhaupt möglich, an Ladesäulen Strom aus fossilen oder nuklearen Quellen zu beziehen. Alle im Rahmen des Bundes-Förderprogramms "Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland" aufgestellten, öffentlichen Ladesäulen müssen mit zertifiziertem Ökostrom betrieben werden (Quelle).
Auch private und betriebliche Ladestationen werden nur gefördert, wenn Ökostrom bezogen oder direkt vor Ort erzeugt wird (z. B. per PV-Anlage) (Quelle).

Herausforderung an das Stromnetz
Das Laden von Elektroauto belastet die Stromnetze zusätzlich. Allerdings werden diese schon seit jeher an den Bedarf angepasst – ein großflächiger Blackout durch Überlastung ist in höchstem Maße unwahrscheinlich. Damit die Netzbetreibenden einen Überblick über die Netzbelastung und den Ausbaubedarf haben, müssen seit 2019 alle Ladestationen angemeldet werden (Quelle).
Außerdem kann dieser zukünftig im Rahmen des → Netzmanagements auch Ladestationen in ihrer Leistung begrenzen, wenn es erforderlich sein sollte.

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Dieselbe Herausforderung besteht übrigens auch bei PV-Anlagen. Diese belasten alle zur selben Zeit das Verteilnetz – ohne dass es gleich zusammenbricht.
Und auch die Übertragungsnetze, die den Strom über große Entfernungen transportieren, werden stetig erweitert, damit sie den Strom aus den Windparks im Norden in den verbrauchsstarken Süden leiten können. Zukünftig wird dabei auch das Thema "Smart Grid" – also die intelligente Steuerung von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch – an Bedeutung gewinnen.
Hintergrundwissen
Praxisversuche haben übrigens gezeigt, dass selbst wenn in einem Wohngebiet viele Fahrzeuge gleichzeitig ungesteuert laden, es zu keinen Überlastungen oder gar Stromausfällen kommt.
Die Ursache? Die unterschiedlichen Gewohnheiten der Nutzenden. Das Worst-Case-Szenario, dass am Abend alle Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden, gab es einfach nicht. Häufig wurden die Fahrzeuge nur einmal in der Woche geladen – mehr war überhaupt nicht notwendig.